VERHÄNGNIS

Kennst Du das? – Man bleibt vollkommen müde.
So, als ob man nie geschlafen hat.
Kennst Du das? – Man schmaust und schlemmt und schlingt
und ist niemals lang und wirklich satt.

Kennst du das? – Man feiert seine Ideen 
und die Blätter bleiben weiß. Wie Schnee.
Oder brüllt, nach hundert „Weh!“ und „Ach!“,
tausend „Nein!“ und „Nö!“ und „Ne!“.

WAHLKAMPF

Es geht ein Mann durch Stadt und Land 
und öffnet Hetze Tür und Tor,
reicht jedem Hinz und Kunz die Hand,
leiht jedem Kunz und Hinz sein Ohr
und kommt sich dabei mächtig vor.

Denkt dieser „feine“ Lebemann,
er braucht bloß seine Lippen spitzen
und alle Menschen fangen an,
als hätt‘ kein einzig’ Mensch Gewissen,
den „feinen“ Lebemann zu küssen?

PUNKTION

Eine feine, 
lange Nadel
vergewaltigt 
meinen Beckenknochen.
Rein. – Raus. –
Rein. – Raus. –
Immer
und immer wieder.

Ich, 
der mal schlecht,
mal gar nichts hört,
hör NUR:
Meines Blutflusses
unstetes Rauschen.

Ich bin müde,
hellwach
und,
zum Glück,
starr 
vor Angst.

UNENTSCHLOSSEN

Ich bin müde.
Als hätten wir
im neuen Jahr
jeden Monat
„Oktober“
getauft.

Ich bin müde.
Als wäre ich
mit einer Brille
mit verschmierten,
zerkratzten Gläsern,
durch Rauch
und Nebel geirrt.

Ich bin so müde,
dass ich nicht weiß,
ob ich weinen
oder heulen
soll.

BRUCHLANDUNG

Eines Tag’s verlernt ihr Gauner
euren ganzen Stuss.
Freunde werden rau und rauer
und verteil’n am bitt’ren Schluss
nur noch einen Todeskuss.

Eines Tag’s verlernt ihr Gangster
euren ganzen Quatsch.
Müde springt ihr aus dem Fenster.
Müde macht ihr auf dem Matsch
einen herrlich lauten „Platsch!“

OKTOBERBLUES

So schnell,
wie sich die Fenster
und Türen
im Haus öffnen,
öffnen sich 
keines Menschen
Augen.

So schnell,
wie ein Essen
auf dem Tisch
kalt wird,
wird es 
dunkel

und schneller
als der Mensch
Herz
und Hirn verliert,
verliert
aller Anfang
unwiederbringlich:

Seinen 
Zauber.