PUNKTION

Eine feine, 
lange Nadel
vergewaltigt 
meinen Beckenknochen.
Rein. – Raus. –
Rein. – Raus. –
Immer
und immer wieder.

Ich, 
der mal schlecht,
mal gar nichts hört,
hör NUR:
Meines Blutflusses
unstetes Rauschen.

Ich bin müde,
hellwach
und,
zum Glück,
starr 
vor Angst.

UNENTSCHLOSSEN

Ich bin müde.
Als hätten wir
im neuen Jahr
jeden Monat
„Oktober“
getauft.

Ich bin müde.
Als wäre ich
mit einer Brille
mit verschmierten,
zerkratzten Gläsern,
durch Rauch
und Nebel geirrt.

Ich bin so müde,
dass ich nicht weiß,
ob ich weinen
oder heulen
soll.

BRUCHLANDUNG

Eines Tag’s verlernt ihr Gauner
euren ganzen Stuss.
Freunde werden rau und rauer
und verteil’n am bitt’ren Schluss
nur noch einen Todeskuss.

Eines Tag’s verlernt ihr Gangster
euren ganzen Quatsch.
Müde springt ihr aus dem Fenster.
Müde macht ihr auf dem Matsch
einen herrlich lauten „Platsch!“

OKTOBERBLUES

So schnell,
wie sich die Fenster
und Türen
im Haus öffnen,
öffnen sich 
keines Menschen
Augen.

So schnell,
wie ein Essen
auf dem Tisch
kalt wird,
wird es 
dunkel

und schneller
als der Mensch
Herz
und Hirn verliert,
verliert
aller Anfang
unwiederbringlich:

Seinen 
Zauber.

NACHTGEDANKEN

Ein alter Frauenarzt
hat ein taubes Ohr.
Ob er
der Säuglinge
erste Herztöne
richtig hört?

Mein Therapeut
ist Däumchendreher 
und obendrein
ein Christ.

Ob er glaubt,
dass seine Klienten,
wenn sie ihrem Leben 
ein lang ersehntes Ende
setzen,
in der Hölle 
schmoren?