Was bin ich für ein starker Freund:
Ich krieg‘ schon einen Hexenschuss,
wenn ich mich nur mal bücken muss.
Als hätt‘ ich niemals aufgeräumt.
Was bin ich für ein starker Mann:
Bekomm‘ gleich einen blauen Fleck,
fasst Du mich nur ein bisschen keck
mit Samthandschuhen an.
SCHÜTTELFROST
Der graue Tag
weicht
der grauen Nacht
und meine Glieder
zittern,
wie an einem Morgen,
an dem ich im Bett
mich recke
und strecke.
Graue Gedanken
weichen
den grauen Gedanken
und die Schrift wird
von Seite zu Seite
kleiner
als die Ameisenstraße
auf einem kahlen
Küstenfelsen.
DAS ÜBLICHE
Und der „Eine“ lernt den „An‘dren“ kennen
und des „And‘ren“ Schwächen sind des „Einen“ Stärken.
„Einer“ redet mit den weißen Wänden
und der „And‘re“ spricht mit alten Meisterwerken.
„Einer“ redet mit der weißen Wand
und ein „And’rer“ spricht mit einem bunten Bild.
„Einer“ nimmt des „An‘dren“ feuchte Hand
und der „Eine“ küsst den „And‘ren“ lang und wild.
NESTHOCKER
Tränen
verlassen
das Nest
„Auge“
nie.
Pinsel
sterben
in ihrer Ecke
den
Dursttod
und
am Abend
beginnen
die Tränen
heimlichstill
der Flugängste
müde
zu sein.
HEIMKEHR
Seht! Wie hier ein tauber Tänzer schläft
in der großen Stadt der Einsamkeit.
Seht! Sein ganzer armer Körper trägt
wohl ein dunkelbuntes Wundenkleid.
Keine Lippen werden rot, wie Rosen,
jeder Kuss wird bitt‘rer als die Mandeln
und man sieht, wie sich die Gesichtslosen
einfach zu Maskenträgern wandeln.
Seht! Der Kirche hartes Holz zersägt
unser träger Tischler Tutmirleid.
Seht! Wie hier der stumme Sänger schläft
in der großen Stadt der Einsamkeit.
ABENDGEBET
Ein Drama
zeugt
ein anderes
Drama
und
das Dramakind
kommt
bereits
schwanger
auf die Welt.
Es gebiert
dramatisch
Dramen
um Dramen.
Amen!