NACHT-LIED 11. Mai 20221. Juli 2022Martin W. Zaglmaier Penner sprach zu einem Huhn: „Es wird endlich Zeit, zu ruh‘n!“. Und die nette, fette Henne befahl uns’rem Penner: „Penne!“. In dem sanften Mondenschein schliefen also Beide ein.
VERLUSTANGST 28. April 20221. Juli 2022Martin W. Zaglmaier Die Tränensäcke suchen Nähe zu meiner Füße Hühneraugen. Wo immer ich auch geh‘ und stehe, beginnt mein Kopf zu rauchen. Wo immer ich auch hüpf‘ und springe, beginnt mein Kopf zu rotier‘n. Des Lebens seltenschöne Dinge droht unsereiner völlig zu verlier’n.
JAGD 25. April 20221. Juli 2022Martin W. Zaglmaier Auch die vier Bilder in meinem Zimmer haben auf meine Seele Heißhunger. Auch in großen Räumen schleichen sich die vier Wände langsam, wie Raubtiere, an und auch im Traum flüstern, unter vier Augen, zwei Schatten.
TROST 11. April 20221. Juli 2022Martin W. Zaglmaier Mir ist schon alles einmal passiert: Gebroch‘ne Füße oder Zehe. Ich lerne neue Worte kennen, wenn ich zu einem Doktor gehe. Ich weiß, was große Schmerzen sind und weiß auch: Alles hat ein Ende. Es gibt die leeren Wartezimmer und in dem Urlaub leere Strände.
WALDREFLEKTION 9. April 202230. Juni 2022Martin W. Zaglmaier Über meinem kahlen Kopfe träumen auch die gelblich grünen Wolkenmassen. Selbst von allen hunderttausend Bäumen regnen längst gewohnte Phrasen. Die gesunden Menschen sind „Die Andern“ und so fern, wie übernächster März. Doch selbst uns‘re kleinsten Tiere wandern nur zu einem neuen Schmerz. Die gesunden Menschen sind „Die Andern“ und so fern, wie nur ein tröstend’ Wort und selbst unsr‘e kleinsten Tiere wandern durch die Jammertäler fort.
DUSCHGEDANKEN 29. März 202230. Juni 2022Martin W. Zaglmaier einem Witwer gewidmet Das Wasser bleibt so kalt und auch die Luft ist kühl. Ich denk‘: Ich werde alt und verlier‘ Hirn und Halt und grüble oft und viel. Die Fliesen sind so weiß, wie Zähne wilder Weiber. Doch ich bin nur ein Greis, der nichts von Leben weiß und lebe einsam weiter.