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ELEGIE DER SPIEßER
Wir reden viel von Mord und Tod,
von dem, was eben täglich passiert
und dabei wird das trock’ne Brot
und trockn’e Brötchen froh geschmiert.
Wir trinken Kaffee und den Saft
und treffen uns schon mittags wieder.
Es wird geredet und gelacht.
Dies‘ Leben bleibt so fad und bieder.
Wir reden viel. Die Welt ist fern
und ist und bleibt für uns abstrakt. 
Wir kommen vom ganz and’ren Stern
und bleiben völlig dumm und nackt. 

Wir reden viel. Wir essen dabei.
Mitunter ist es uns auch schlecht.
Doch die Migränen gehen vorbei
und and’re bleiben ungerecht! 

Wir reden viel von Mord und Tod.
Wir wollen Armut froh benennen.
Wir reden weiterhin von Not,
als Blinde, die sie gar nicht kennen.

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GALERIE-BEOBACHTUNG
Der dicke Mann verschränkt die fetten Arme
und kratzt sich vor dem Bild das Doppelkinn.
Die Ehefrau ist eine „feine Dame“
und folgt ihn, wie ein Wauwau, überallhin.

Doch wenn der Dicke plötzlich stehenbleibt,
dann bleibt auch diese Dame plötzlich stehen
und wenn er lange denkt und lange schweigt,
kann man sie endlos lange grübeln sehen.

Doch da der Mann nach Hause reisen will,
legt sie sich um den Hals ein totes Tier
und wird wohl nie und niemals wieder still
und greift gehetzt die Klinke uns’rer Tür.

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AN DIE EGOISTEN
Wer im Leben nur sich selbst hat,
bleibt bis zu dem Tod beschränkt,
auch wenn er mit and’ren lacht
und den roten Wein einschenkt.
Auch wenn er gesellig ist
und oft froh und heiter bleibt
und die hübsche Frau vermisst,
wenn der Mond am Abend scheint.
Wer im Leben nur sich selbst hat,
bleibt sein Leben lang beschränkt!
Wer nicht meint, was froh er sagt,
unermüdlich an sich denkt
und mit allen Späße macht
und oft fein gesellig tut,
bleibt, am Tag und in der Nacht,
nur ein Arsch mit totem Blut!

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KOMISCHE ELEGIE
An eine empfindliche Dichterin




Ihr seid so furchtbar ungerecht
und zeigt stets nur auf meine Fehler!
Ihr unterbrecht und unterbrecht!
Was seid Ihr bloß für Erbsenzähler?
Was soll das lange Wortgefecht?
Ihr seid stets nur am Korrigieren!
Der Text ist doch gar nicht so schlecht!
Ihr sollt mich nicht so kritisieren!


Wir sprechen uns bestimmt noch später! –
Ich mach es so, wie ich es will!
Jetzt hört doch endlich auf, Erbsenzähler!
Seid bitte endlich einmal still!
Ich mach es so, wie ich es will!
Das ist und bleibt mein gutes Recht!
Was soll nur bitte das Gebrüll?
Ich bin nicht taub! Ich hör nicht schlecht!


Der Text hat keine großen Schwächen!
Jetzt hört auf! Seid doch endlich still!
Wir werden uns bald wieder sprechen!
Wir sehen uns im nächsten April!
Doch ihr „erkennt“ nur meine Fehler
und unterbrecht und unterbrecht!
Denn Ihr seid alle Erbsenzähler 
und furchtbar, furchtbar ungerecht!




„Komische Elegie“ ist in der Anthologie
„Ausgewählte Werke XIX“ (auf S. 21)
der „Bibliothek deutschsprachiger 
Gedichte“ vertreten